Während 1970 noch über 40 % der Arbeitnehmer in der traditionellen Industrie beschäftigt waren, gilt dies heute lediglich für knapp 19 %. Die absolute Zahl der im Verarbeitenden Gewerbe tätigen Arbeitnehmer ist in den letzten Jahren allerdings wieder gestiegen Auch der Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung, der 1970 noch bei 36,5 % lag, war über viele Jahre rückläufig; seit Mitte der 1990iger Jahre ist diese Entwicklung jedoch zum Stillstand gekommen. 2014 lag der Industrieanteil an der Bruttowertschöpfung in Deutschland bei 22,3 % - und damit deutlich höher als in vergleichbaren Industrienationen.

Michael North schreibt in seiner Einleitung des Buches 'Deutsche Wirtschaftsgeschichte - Ein Jahrtausend im Überblick': "In den vergangenene 50 Jahren hat sich der Stellenwert von Wirtschaft im Bewußtsein der Deutschen grundlegend verändert. Verließ sich der Einzelne in der Nachkriegsgeschichte darauf, dass die Wirtschaft den Lebensunterhalt sichere und den Wohlstand gerecht verteile, so wird am Ende dieses Jahrhunderts fast jeder gesellschaftliche Bereich am Vorbild der Wirtschaft und ihren Effizienzkriterien gemessen"

David Graeber beschreibt in 'Schulden die ersten 5.00 Jahre' die Wirkungen der Wirtschaft auf die Gesellschaften in den letzten 5.00 Jahren Menschheitsgeschichte: "Märkte haben sich anscheinend, zumindest im vorderen Orient, als eine Nebenfolge staatlicher Verwaltungssysteme entwickelt. ... Im Ergebnis entwickelte sich überall der 'Militärische Münzgeld- und Sklaverei-Komplex', und zugleich entstanden die materialistischen Philosophien. ... Allerorts stoßen wir auch auf Philosophen, die sich in Reaktion darauf mit Gedanken über das Menschsein und die Seele beschäftigen und der Ethik und der Moral eine neue Grundlage zu geben versuchen..."

Christopher Clark hat ein umfangreiches Buch über die Entwicklung Preußens geschrieben und geht dabei auch auf die wirtschaftlichen Eigenschaften ein (Christopher Clark - Preußen Aufstieg und Niedergang 1600-1947): "Um sich die Besonderheiten der Entwicklung in Preußen klarzumachen, bietet es sich an, sie in den allgemeinen Kontext der Reformen in den deutschen Staaten unter Napoleon zu stellen. ... Während die Reformer in München und Stuttgart an den protektionistischen Mechanismen des Merkantilismus festhielten, strebten die Preußen eine Deregulierung des Handes, der Produktion und des Arbeitsmarktes an. ... Somit ging Preußen aus der Zeit Napoleons mit einem nicht so 'modernen' Verfassungssystem wie dir drei süddeutschen Staaten hervor, dafür aber mit einer eher 'moderneren' Volkswirtschaft"."